Die Imkerei aus Sicht der Beekeeper

 

Greg Herrington und Rolf Andres am Vorbereiten für die Imkerei.

Greg Harrington und Rolf Andres beim Imkern

Greg Harrington ist Imker mit Leib und Seele und hat sich viel Zeit genommen uns vertieften Einblick in die Imkerei in Neuseeland zu geben.

Jahrelang im Aussendienst einer grossen Firma tätig war er irgendwann unzufrieden mit seinem Leben. Bis seine Frau zu Ihm sagte: „Du brauchst ein Hobby!“ So absolvierte Greg einen Imkerkurs und fand immer mehr Spass an diesem schönen Hobby. Er lernte dazu, sammelte Erfahrungen und machte Weiterbildungen. Bis er schliesslich den Entschluss fasste sich selbständig zu machen. Heute lebt er davon Imkerei-Equipment zu verkaufen.
Zusätzlich bildet er angehende und fortgeschrittene Imker aus.

Es ist in Neuseeland an einigen Schulen möglich eine Ausbildung in Beekeeping machen und erhält dafür das „NZQA Certificate in Apiculture“. Es ahndelst sich um ein Programm das ca. 1 Jahr dauert und Nebenberuflich oder Vollzeit absolviert werden kann. Wie alle diese Kurse beinhaltet das Programm praktische und tehoretische Teile. Der Kurs richtet sich an alle interessierten insbesondere an Personen die entweder selber Bienen halten möchten oder in der „Beekeeping Industry“ arbeiten wollen.

Harrington hat sich sehr interessiert für die Arbeitsweise der Imker in der Schweiz. Er kannte sogar das System der „Schweizerkasten“ obwohl er absolut nicht nachvollziehen kann, wie man so arbeiten kann….;-)

Insgesamt ist die Imkerei in Neuseeland zwar schonend und nachhaltig jedoch ebenso pragmatisch und ohne überflüssigen Schnickschnack. Gerade weil sehr oft professionell gearbeitet wird ist effizienz sehr wichtig.

(Thank you so much Greg for your hospitality, your time and the interesting view into beekeeping in NZ!)

Mehr zu Greg gibts hier: www.thebeehive.co.nz

 

Die Beuten

 

Rolf Andres und Greg Harrington beim Imkern am Langstroth Magazin.

Greg und Rolf am Langstroth Magazin

Grundsätzlich wird in Neuseeland mit Magazinen im Langstroth Format gearbeitet.

Lorenzo Lorraine Langstroth war ein US-amerikanischer Pastor und hat die Imkerei mit Magazin-Beuten eingehend erforscht und weiterentwickelt.

Langstroth widmete sich besonders der Weiterentwicklung des Beutenbaus. Er war der Entdecker des Bienenabstandes, der besagt, dass sobald ein Abstand grösser als 8–10 mm beträgt wird er von den Bienen nicht mehr mit Wachs und Propolis überbaut. Es ist der ideale Abstand zwischen Waben und Beutenwand, mit dem sich ungewünschte Verbauungen verhindern lassen, wodurch die Imkerei enorm erleichtert wird.

Das gegenüber den vielfältigen Systemen in Europa den Vorteil, dass das gesamt Equipment auf ein Mass ausgerichtet ist. Somit können viel grössere Mengen an Rahmen, Zargen, Mittelwänden usw. produziert werden, was natürlich die Preise für Infrastruktur insgesamt senkt.

Das Langstroth Magazin ist die Urform aller Magazinbeuten und weltweit am meisten verbreitet. Die Beute hat sich bei den Imkeren vor allem wegen seiner einfachen Handhabung bewährt. Es bietet grösstmögliche Flexibilität in Betriebsweise, Anpassung an klimatische Bedingungen, Trachtangebot und Bienenrassen.

Auch im Bezug auf die Ausbildung und Zusammenarbeit muss in Neuseeland keine Rücksicht auf irgendwelche Individualmasse genommen werden.

Einerseits werden 1/1 Zargen für die Bruträume und 3/4 Zargen für die Honigräume verwendet. Allerdings wird aus wirtschaftlichen Gründen immer mehr komplett auf die 1/1 Zargen verzichtet.

Als Nachteil der 3/4 Honig-Zarge kann das Gewicht einer vollen Honigzarge angeführt werden. Dies fordert vom Imker, der sie transportieren will eine gewisse physische Voraussetzung.

 

Top Bar Hives

 

Greg zeigt uns den Prototypen eines TopBar Hives mit Langstroth Wabenmassen.

Der Prototyp eines Top Bar Hives. Optimiert für Langstroth  Rahmen

Oft werden die sogenannten „Top Bar Hives“ eingesetzt, vor allem dann wenn nicht der Honigertrag sondern die Bestäubung im Vordergrund steht.

Auch Oberträgerbeute genannt, ist der Top Bar Hive eine relativ neue Art von Bienenkasten, die für die  für die Entwicklungshilfe Afrika entwickelt wurde und dem Traditionellen Röhrensystem nachempfunden ist. Die Beuten finden vor allem im Bereich der Hobby Imkerei Anwendung, da sie sich gerade in diesem Bereich sehr gut eignet. Des halb wird diese Beute im englischen auch oft als Backyard-hive – Hintergarten-Beute bezeichnet.

Zu diesem Zweck gibt es auch einige Vorteile. Die Waben werden nicht in Rahmen sondern auf sogenannte Oberträger gebaut. Es handelt sich dabei um Leisten, die oben lose nebeneinander angeordnet werden. An einer mittigen Orientierung (Wachsstreifen oder Kante) ziehen die Bienen ihre Waben nach unten aus. Die Waben können mit den Leisten angehoben und entnommen werden.

Für den Hobbybereich bietet die Top-Bar-Hive einige Vorteile. So besteht wenig Platzbedarf, vor allem im Winter, da kein Lagerraum für Rahmen und Leere Zargen notwendig ist. Da die Waben bei der Honigernte zerstört werden, ist auch kein Schutz vor Wachsmotten notwendig. Da alle Waben auf gleicher Höhe sind, müssen keine schweren Honigzargen bewegt werden.

Greg arbeitet auch mit einer Mischform aus Top Bar Hive und Langstroth Magazin. Dazu hat er einen Top Bar Hive gebaut, der die Langstroth Rahmen aufnehmen kann. Die Bienen lagern dann den Honig nicht über sondern neben dem Brutraum. Das ganze scheint recht Rückenschonend, da man bequem aufrecht stehend arbeiten kann. Über die Effizienz bei der Honigernte und andere Logistische Aspekte wollen wir an dieser Stelle nicht nachdenken.

 

Die Bienenrassen

 

Bienen der Rassen Apis melifera Carnica und Ligustika.

Carnica und Ligustika bunt gemischt

Die Imkerei, so wie wir sie kennen, wird in Neuseeland seit ca. Mitte des 19. Jahrhunderts betrieben. Also erst mit der Besiedelung des Landes  durch westliche Kulturen, entstand eine „moderne“ Imkerei.

Die Imker unter den ersten westlichen Siedler, die das Land bevölkerten, brachten nicht nur Imkerei Equipment sonder auch ihre Bienen gleich mit. Wie damals in Westeuropa üblich, waren dies hauptsächlich die Italienische Honigbiene (Apis Mellifera Ligustika). Aber auch die, in der Schweiz häufige, Carnica (Apis Mellifera Carnica) wird oft eingesetzt. Dabei wird keine Rücksicht auf Rassentrennung genommen. Gemäss Greg entstehen damit auch weniger genetisch bedingte Probleme.

Insgesamt sind 28 einheimische und 13 eingeführte Bienenarten bekannt. Von den eingeführten wurden deren 8 Arten bewusst angesiedelt, die anderen sind auf irgendwelchen Wegen hierher gelangt.

 

Bienenkrankheiten

 

Auch Krankheiten kennen die Neuseeländer selbstverständlich. Einerseits ist natürlich die Varroa-Milbe ein grosses Problem, andererseits aber auch die Amerikanische Faulbrut. Wie in der Schweiz wird die Varroa ausserhalb der Honig-Saison (ca. April – September) behandelt. Hier wird oft noch mit Apivar gearbeitet.

Auf die Amerikanische Faulbrut wird mit sofortigem Verbrennen der betroffenen Völker reagiert. Unbekannt ist dagegen die Europäische Faulbrut.
Um zu verhindern, dass derartige Schädlinge, wie auch der kleine Beutekäfer eingeführt werden, schottet sich die Insel hermetisch ab. Es ist verboten irgendwelche organischen Lebensmittel, Pflanzen oder ähnliches einzuführen.

 

Die Kunststoffwaben

 

Häufig eingesetzt, Kuststoffwaben, auf denen die Bienen dann Ihre Wabenstruktur aufbauen.

Häufig eingesetzt, Kuststoffwaben

Etwas das zumindest für uns neu war! Neben den, uns bekannten, Holzrahmen mit dem Mittelwänden aus Wachs, arbeiten die neuseeländischen Imker oft auch mit Waben-Rahmen aus Kunsstoff. Wobei die Mittelwand mit dem vorgegebenen Wabenmuster fixer Bestandteil des Rahmens ist. Die Bienen bauen Problemlos ihre Zellen darauf auf. Allerdings überziehen sie den gesamten Kunststoff mit Wachs. Da dieser Vorgang einige Zeit in Anspruch nimmt, haben die cleveren Neuseeländer einen Sprühwachs entwickelt, mit dem Sie die Mittelwand aus Kunststoff überziehen. Die Bienen müssen dann nur noch die Zellen aufbauen und mit Honig füllen, das spart Zeit. Die Vorteile der Kunststoff-Wabe liegen auf der Hand. Sie sind einiges günstiger als die Holzrahmen, sie sind stabiler, abwaschbar und fast endlos lange verwendbar.

 

Die Imkerei in Neuseeland aus wirtschaftlicher Sicht

 

Gemäss dem MPI „Ministry for primary industries“, produzieren die neuseeländischen Imker jährlich ca. 20’000t Honig insgesamt. Bei ca. 650’000 Bienenvölker ergibt dies einen Schnitt von ca. 30kg pro Volk. Wobei der Standort natürlich absolut ausschlaggebend ist und wie in der Schweiz grosse Auswirkungen auf den Honigertrag pro Bienenvolk hat.

Hier die Datenquelle: MPI Apiculture 2016

Der Anteil von Manuka Honig an der gesamten Produktion beträgt ca. 10%.

Interessant ist der Anteil der Honigexporte am BIP der mit $0.3Mia  immerhin 0.5% beträgt.